LÖWENSKULPTUR


Die Löwenskulptur am Löwenplatz – Ein Denkmal zwischen Glanz und Verfall

Ein Denkmal für den Löwenplatz

Ursprünglich wurde die Löwenskulptur als Verschönerungselement für den Löwenplatz geschaffen. Die Stadt Rüsselsheim plante in den 1970er-Jahren eine umfassende Modernisierung ihrer Innenstadt und wollte mit neuen Denkmälern und Kunstinstallationen eine ansprechende Atmosphäre schaffen.

Die Bronze-Skulptur wurde 1974 von dem Bad Sodener Bildhauer Hans Wagner (1905–1982) entworfen und in einer Gießerei in Herborn gegossen. Sie ist über drei Meter lang, 1,70 Meter hoch und wiegt stolze 700 Kilogramm. (vgl. Otto 1988, 60). Ursprünglich stand sie als Symbol für Kraft und Beständigkeit in unmittelbarer Nähe zur neu errichteten Löwenpassage, die den Platz mit der Innenstadt verband.

Der Löwe als stiller Beobachter

In den Wirtschaftswunderjahren blickte der Löwe noch stolz auf die geschäftige Innenstadt, in der sich täglich Tausende von Menschen durch die Straßen drängten. Der Platz diente als Knotenpunkt zwischen der Fußgängerzone, der Löwenpassage und der Bahnhofstraße. Die Skulptur stand symbolisch für den wirtschaftlichen Aufschwung und den Wandel Rüsselsheims von einer Arbeiterstadt zu einem modernen Wirtschaftsstandort.

Heute jedoch ist das Bild ein anderes: Der einst belebte Platz ist in die Jahre gekommen. Statt auf flanierende Menschenmengen blickt der Löwe nun auf ein verwittertes Parkhaus, das seinen Glanz längst verloren hat. Die Löwenpassage, die einst als Verbindungsstück zur Innenstadt diente, ist heute nur noch ein Schatten ihrer selbst. Leerstand und Verfall dominieren das Bild.

Vom Wahrzeichen zum Problemviertel

Die Situation am Löwenplatz hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Der Platz, der einst für Handel und Begegnung stand, ist heute ein bekannter Drogenumschlagplatz. Trotz der Nähe zur Stadtpolizei kommt es immer wieder zu Vorfällen. Gewalt, Drogenkriminalität und Vandalismus bestimmen das Bild. Statt einer aufblühenden Innenstadt sieht der Löwe heute eine Problemzone, die dringend einer Neugestaltung bedarf.

Ein Denkmal ohne Zukunft?

Die Zukunft der Löwenskulptur ist ungewiss. Während die Stadt Rüsselsheim seit Jahren über eine Revitalisierung des Löwenplatzes diskutiert, passiert wenig. Das einstige Symbol für Kraft und Wachstum steht heute für den Verfall eines Stadtteils, der seine besten Zeiten längst hinter sich hat.

Bleibt die Frage: Wird die Skulptur bald wieder auf einen belebten Platz blicken oder bleibt sie ein stummer Zeuge einer Ära, die längst vergangen ist?

Die Löwenskulptur in Rüsselsheim – Ein vergessenes Denkmal?

Tagtäglich kreuzen Denk- und Kunstmäler unsere Wege, tagtäglich passieren wir ihre Standorte – ob wir sie jedoch, bewusst oder unbewusst, wahrnehmen, ist eine andere Geschichte.

„Sind sie erst ‚Bestandteil des öffentlichen Stadtbilds‘, werden sie oftmals vergessen und bewirken damit das Gegenteil ihrer eigentlichen Intention und Aufgabe – zu erinnern.“ (Schmoll 2005, 1)

Dass genau dieser Fall öfter eintritt, als man vermuten würde, zeigt sich am Beispiel der Löwenskulptur in der Rüsselsheimer Innenstadt. Nachdem in den 1950er-Jahren die großen Flächen am Rathausplatz, Friedensplatz und Bahnhofsplatz neu gestaltet wurden, nahm sich die Stadt in den 1960er- und 1970er-Jahren die weitere Innenstadtsanierung vor. Mit der Neubebauung des Europa- und Löwenplatzes standen 1974 zwei Großprojekte an (vgl. Otto 1981, 187).

Die Entstehung der Löwenskulptur

Die Löwenskulptur wurde vom Bildhauer Hans Wagner (1905–1982) geschaffen und 1974 aufgestellt. Sie besteht aus Bronze, wurde in einer Herborner Gießerei gegossen und wiegt stolze 700 Kilogramm. Mit einer Länge von über drei Metern und einer Höhe von 1,70 Metern thront der Löwe in majestätischer Haltung vor der Filiale der Rüsselsheimer Volksbank in der Bahnhofstraße 15–17 (vgl. Otto 1988, 60).

Die Einweihung der Skulptur am 2. November 1974 war Teil des jährlichen City-Festes (vgl. Rüsselsheimer Echo, 04.11.1974). Der Künstler Hans Wagner war an diesem Tag anwesend und bezeichnete sein Werk als eines seiner letzten großen Projekte.

Symbolik oder Nebensache?

Interessanterweise rückte die Skulptur am Tag ihrer Einweihung nicht in den Mittelpunkt. Vielmehr wurde die Eröffnung der neuen dreistöckigen Tiefgarage unter dem Löwenplatz gefeiert. Der damalige Aufsichtsratsvorsitzende der Rüsselsheimer Volksbank, Adam Enders, betonte in seiner Rede:

„Kein Denkmal für oder von Baulöwen, sondern ein Beitrag zur Ausgestaltung und Verschönerung der Fußgängerzone.“ (Rüsselsheimer Echo, 04.11.1974)

Als symbolische Geste verteilte der Gewerbeverein an diesem Tag 1.000 kleine Löwen aus Gebäck an Kinder, die an einem Lampion-Umzug teilnahmen (vgl. Rüsselsheimer Echo, 02.11.1974).

Kritik an der Umgestaltung des Löwenplatzes

Während die Stadtpolitik die Entwicklung als wichtigen Schritt hin zur Modernisierung Rüsselsheims feierte, äußerten sich Kritiker besorgt über die Folgen. Die Bauarbeiten dauerten eineinhalb Jahre und führten zu massiven Beeinträchtigungen für Anwohner und Einzelhändler, da sich die Erreichbarkeit der Geschäfte verschlechterte. Der damalige SPD-Stadtverordnete Joachim Gönner kritisierte:

„Der Löwenplatz ist völlig verbaut. Die Chance, einen Anziehungspunkt für die City zu gewinnen, wurde vertan.“ (Rüsselsheimer Echo, 02.02.1974)

Nach der Eröffnung der Tiefgarage sorgten Vandalismus und Verschmutzungen für anhaltende Diskussionen. Bereits zwei Wochen nach der Einweihung musste die Tiefgarage zeitweise gesperrt werden (vgl. Rüsselsheimer Echo, 18.11.1974).

Eine Zukunft für den Löwenplatz?

Inzwischen ist der Löwenplatz in die Jahre gekommen. Während in den frühen 2000er-Jahren erste Versuche zur Neugestaltung unternommen wurden (vgl. Rüsselsheimer Echo, 21.07.1999, Main-Spitze, 18.08.2000, 16.10.2004), begann 2018 eine neue Initiative zur Aufwertung des Platzes. Die Frage bleibt: Wird die Löwenskulptur in diesem Prozess eine tragende Rolle spielen, oder wird sie, wie schon oft, in den Hintergrund gedrängt?

Fazit

Der Löwe steht – wortwörtlich und symbolisch – für die Ambitionen und Herausforderungen der Stadtentwicklung in Rüsselsheim. Ursprünglich als Verschönerungselement gedacht, wurde er zur Randnotiz eines größeren Stadtumbaus. Es bleibt abzuwarten, ob zukünftige Stadtplaner diesem Denkmal eine neue Bedeutung zuschreiben oder ob er weiterhin als stummer Zeuge einer turbulenten Vergangenheit verbleibt.


Literatur

  • Otto, Rudolf (1981). Baukräne über Rüsselsheim: 25 Jahre Stadtentwicklung (1950–75). Rüsselsheim.
  • Otto, Rudolf (1988). Kunstdenkmäler und Kunst am Bau in Rüsselsheim. Rüsselsheim.
  • Schmoll, Friedemann (2005). Denkmal. Skizzen zur Entwicklungsgeschichte eines öffentlichen Erinnerungsmediums. Jahrbuch für deutsche und osteuropäische Volkskunde, 47, 1–16.

Quellen

  • Rüsselsheimer Echo vom 02.02.1974, 11.06.1974, 01.07.1974, 19.09.1974, 02.11.1974, 04.11.1974, 18.11.1974, 21.07.1999, 16.10.2004 (Stadtarchiv Rüsselsheim).
  • Main-Spitze vom 04.11.1974, 18.08.2000 (Stadtarchiv Rüsselsheim).
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