DREI KINDER UNTER EINEM TUCH

Vergessene Kälte – Die Bronzeplastik im Dicker Busch

Manchmal gibt es Kunstwerke, die nicht für den schnellen Blick geschaffen wurden. Sie fordern uns auf, stehen zu bleiben, genauer hinzusehen und in ihre Geschichte einzutauchen. Eine solche Skulptur ist die Bronzeplastik von Johann Peschko aus dem Jahr 1967, die im Rüsselsheimer Stadtteil Dicker Busch fast in Vergessenheit geraten ist.

Die Plastik zeigt drei frierende Kinder, die sich unter einer gemeinsamen Decke aneinanderschmiegen – eine eindringliche Darstellung von Schutz, Zusammenhalt und existenzieller Not. Es ist keine heroische Skulptur, keine Inszenierung von Stärke oder Triumph, sondern ein Moment der Verletzlichkeit, eingefroren in Bronze. Und genau das macht sie so bedeutungsvoll.

Eine besondere Komposition, die heute kaum wahrgenommen wird

Die Besonderheit dieser Plastik liegt in ihrer kompositorischen Raffinesse. Egal aus welchem Blickwinkel man sie betrachtet – immer steht ein Kind im Mittelpunkt. Dieses Wechselspiel der Perspektiven verstärkt die Wirkung der Skulptur: Man kann die Szene nicht nur aus einer Richtung erfassen, sondern muss sich um sie herum bewegen, um sie in ihrer Gesamtheit zu begreifen.

Doch genau hier liegt das Problem: Diese Wirkung geht heute verloren. Die Plastik steht nicht mehr im öffentlichen Raum, sondern in einer fast verborgenen Ecke des Kindergartens Dicker Busch. Ein Ort, der sie vielleicht vor Vandalismus schützt, aber auch vor den Blicken der Menschen abschirmt.

Erinnerung an Vergänglichkeit und Zusammenhalt

Kälte ist mehr als nur ein physischer Zustand – sie ist auch ein Symbol. Die Skulptur erinnert an die Erfahrung von Verlust, Entbehrung und Abhängigkeit, aber auch an den einzigen Trost, der bleibt, wenn alles andere verloren geht: die Nähe zueinander.

In einer Stadt wie Rüsselsheim, in der Migration und Wandel schon immer eine Rolle gespielt haben, könnte diese Plastik mehr sein als nur ein Kunstwerk – sie könnte eine Mahnung an Solidarität und gemeinsames Durchstehen schwieriger Zeiten sein. Vielleicht ist es an der Zeit, sie aus ihrem Schattendasein zu befreien und ihr den Platz zu geben, den sie verdient: Einen Ort, an dem sie wahrgenommen wird.

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