ALTER FRIEDHOF

Der alte Friedhof von Seilfurt – Ein Torbogen in die Vergangenheit

Wer heute durch das Gelände des ehemaligen Friedhofs von Seilfurt geht, ahnt kaum, dass hier einst eine ganze Ortschaft existierte. Seilfurt, ein Dorf, das längst aus dem Stadtbild verschwunden ist, lebt heute nur noch in Namen und Erinnerungen weiter. Der letzte sichtbare Zeitzeuge? Ein Torbogen, der auf dem Friedhofsgelände steht – als stilles Denkmal einer vergangenen Zeit.

Ursprünglich gehörte der Friedhof zur Gemeinde Seilfurt, wurde jedoch auch von den Bewohnern Rüsselsheims und Haßlochs genutzt. Er war nicht nur ein Ort der Bestattung, sondern auch ein stiller Zeuge der Geschichte: 1138 Pestopfer fanden hier einst ihre letzte Ruhe– eine Zahl, die die Auswirkungen der verheerenden Epidemien des Mittelalters erahnen lässt.

Vom alten Friedhof zum Waldfriedhof

Die Veränderung kam zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 1918 wurde ein Generalplan aufgestellt, der die Errichtung eines neuen, größeren Waldfriedhofs vorsah. Bestehende Gräber sollten umgebettet werden, und ab 1919 waren Bestattungen auf dem alten Friedhof nicht mehr möglich. Die Entscheidung markierte das Ende einer jahrhundertealten Tradition, doch auch wenn der Friedhof seine ursprüngliche Funktion verlor, blieben seine Spuren erhalten.

Wer heute durch das Gelände schlendert, findet verschiedenste Grabmalformen aus dem 19. Jahrhundert – von schlichten Pfeilernüber Natursteindenkmäler bis hin zu Kriegerdenkmälern, die an die Opfer vergangener Konflikte erinnern.

Das Opel-Mausoleum – Ein Stück Industriegeschichte inmitten der Stille

Seit 1924 ist der Friedhof auch Heimat des Opel-Mausoleums. Hier fanden Mitglieder der Familie Opel ihre letzte Ruhe – eine Erinnerung daran, welche Bedeutung die Familie nicht nur für die Industrie, sondern auch für die Stadtgeschichte Rüsselsheims hatte. Während das Unternehmen Opel die Region prägte und Tausende von Arbeitsplätzen schuf, wurde das Mausoleum zu einem Symbol dieser Verbundenheit – ein stiller Ort des Gedenkens, der die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet.

Seilfurt – Ein verschwundenes Dorf, das Spuren hinterließ

Seilfurt mag als eigenständige Ortschaft längst nicht mehr existieren, doch seine Geschichte ist untrennbar mit Rüsselsheim verbunden. Das Dorf lag einst an einer Furt des Mains, was ihm seinen Namen gab – „Seilfurt“, abgeleitet von einem alten Begriff für flache Wasserübergänge. Die strategisch günstige Lage sorgte für eine frühe Besiedlung, doch mit der Expansion Rüsselsheims verschwand Seilfurt allmählich aus den Landkarten.

Heute erinnern nur noch einige Straßennamen und der alte Friedhof an den einstigen Ort. Der Torbogen, der als letztes bauliches Relikt verblieb, wirkt fast wie ein Portal in die Vergangenheit – eine Einladung, sich an das zu erinnern, was war, und darüber nachzudenken, wie sich eine Stadt verändert. Seilfurt mag verschwunden sein, aber seine Geschichte lebt weiter.

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