
Der Verna-Park – Ein Stück Romantik in Rüsselsheim
Alles beginnt 1839, als Freifrau Wilhelmine von Verna und Freiherr Ludwig von Verna ein Rüsselsheimer Amtshaus samt 56.000 Quadratmetern Felder erwerben. Das Amtshaus wird zum Palais Verna umgestaltet – heute ist dort das Ordnungsamt untergebracht. Doch die wahre Veränderung geschieht nicht in den Mauern des Palais, sondern draußen, auf den Feldern.
Wilhelmine von Verna, inspiriert von den englischen Landschaftsgärten, lässt das Areal in einen romantischen Park verwandeln. Was einst ein bloßes Stück Land war, wird zu einer kunstvollen Inszenierung aus Natur und Architektur – einem Ort, an dem Natur nicht einfach nur existiert, sondern bewusst gestaltet wird.
Ein Park voller Inszenierungen
Der Verna-Park ist weit mehr als nur eine Grünfläche – er ist ein begehbares Kunstwerk. Hier stehen Geschichte und Natur Seite an Seite, durchbrochen von mystischen und romantischen Elementen:
Die künstliche Ruine – ein Relikt, das nie eine echte Ruine war, sondern mit der Absicht gebaut wurde, an Vergänglichkeit und Geschichte zu erinnern.
Die Eremitage – ein abgeschiedener Ort, der einst als Rückzugsort diente.
Der Teich – eine Oase der Ruhe, in der sich die alten Bäume spiegeln.
Die Voliere – ein damals beliebtes Element in Parks dieser Art.
Die Sonnenuhr – Zeitlos in ihrer Funktion, als stiller Beobachter der Natur.
Der Monopteros – ein Rundtempel, der durch einen urbanen Mythos noch interessanter wird. Angeblich wurde er nach dem Krieg falsch rekonstruiert, weil man ihn für eine echte Ruine hielt.
Und dann sind da noch die Überreste einer Grotte, die früher vermutlich als kühler Rückzugsort diente. Jede dieser Gestaltungen hat eine Funktion, sei es symbolisch, historisch oder einfach nur ästhetisch.
Ein Meer aus Blüten und Bäumen
Besonders im Frühling und Sommer entfaltet der Park seine ganze Schönheit:
200.000 Blumen tauchen die Wege in ein farbenfrohes Blütenmeer.
500 Bäume, darunter einige beeindruckende alte Exemplare, prägen das Bild des Parks und spenden Schatten.
Manchmal, wenn ich durch den Park laufe, stelle ich mir vor, wie es gewesen sein muss, als die Freiherrin von Verna durch ihre Anlage schritt – als dieser Ort noch ein privates Refugium war.
Vom privaten Paradies zum öffentlichen Stadtpark
Im Jahr 1911 erwirbt die Stadt Rüsselsheim das Gelände, und seit 1912 ist der Verna-Park für die Öffentlichkeit zugänglich. Was einst ein privater Rückzugsort war, wurde zu einem Ort für alle – ein Stadtpark, der heute als eine der schönsten Grünflächen Rüsselsheims gilt.
Doch wie so oft in dieser Stadt fehlt es an der notwendigen Pflege und Aufmerksamkeit. Während die alten Elemente noch immer von einer vergangenen Epoche erzählen, wird der historische Wert des Parks oft unterschätzt. Der Verfall mancher Bereiche, das Fehlen eines echten Erhaltungskonzepts – all das erinnert daran, wie schnell Geschichte verloren gehen kann, wenn man nicht auf sie achtet.
Der Verna-Park ist ein Juwel, eines, das es verdient, gepflegt und bewahrt zu werden – nicht nur als grüne Oase, sondern als historisches Erbe Rüsselsheims.