Der Kurbelwellenmann – Ein Denkmal zwischen Verehrung und Verdrängung

In der Nähe der historischen Weinberge steht er – der Kurbelwellenmann. Eine Skulptur von Ludwig Spiegel, erschaffen 1938, als eine Ehrung für den Opel-Arbeiter. Authentisch gekleidet im Overall, die Kurbelwelle fest in der Hand, verkörpert er das Arbeiterideal – oder vielmehr das, was man in der NS-Zeit darunter verstand. Denn sein Auftreten folgt dem typischen Heldenpathos der damaligen Ära: Kraftvoll, stolz, unerschütterlich.
Der Auftrag für die Bronzeplastik ging auf Ludwig Opel zurück, der in seinem Testament verfügte, dass der Opel-Arbeiter ein Denkmal erhalten sollte. Nur ein Jahr später, 1939, wurde die Skulptur auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München gezeigt – eine Plattform, die ausschließlich Kunst förderte, die mit der Ideologie des Dritten Reichs im Einklang stand.
Heute steht der Kurbelwellenmann am Ludwig-Opel-Brunnen, als einer von insgesamt 18 Zierbrunnen in Rüsselsheim. Doch wie geht man mit einem Denkmal um, das in einer Zeit entstanden ist, deren Ideale wir heute ablehnen?
Auf der Informationstafel am Brunnen heißt es nüchtern:
„Dem Opel-Arbeiter wurde ein Denkmal gesetzt”
Ein Satz, der viel sagt – und gleichzeitig vieles offenlässt. Denn zwischen der Verehrung des Industriearbeiters und der politischen Instrumentalisierung von Kunst liegt ein schmaler Grat. Was bleibt, ist eine Skulptur, die Fragen stellt – und die Stadt, die sich mit ihr auseinandersetzen muss.
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