

Das Mahnmal des Forum Urbanum – Ein Appell an die Menschlichkeit
Im Jahr 2004 errichtete die Initiative Forum Urbanum ein Mahnmal, das nicht nur an eine der dunkelsten Stunden der Stadtgeschichte erinnert, sondern auch eine eindringliche Botschaft über die Folgen von Krieg, Hass und blinder Wut vermittelt. Es ist kein Monument im klassischen Sinne – keine Statue, kein Denkmal mit Inschriften oder heroischen Symbolen. Auf den ersten Blick erscheint es wie eine einfache Mauer. Doch wer den Mut hat, wortwörtlich hinter die Fassade zu blicken, erkennt die Tragödie, die sich hier ereignet hat.
Die Lynchmorde von Rüsselsheim – 26. August 1944
Am 26. August 1944 griffen britische Bomber die Stadt Rüsselsheim an. In den Tagen des Krieges waren Luftangriffe allgegenwärtig, die Zerstörung allumfassend. Doch an diesem Tag geschah noch etwas anderes – etwas, das nicht durch Bomben, sondern durch Menschenhand geschah.
Acht amerikanische Flieger, die nach einem Abschuss über Deutschland in Gefangenschaft geraten waren, wurden auf ihrem Marsch durch die Stadt von einer aufgebrachten Menschenmenge entdeckt. Die Bombardierungen hatten Angst, Wut und Rachegelüste in der Bevölkerung entfacht. Ohne zu wissen, wer die Männer waren oder ob sie für den Angriff verantwortlich waren, griffen rund 100 Rüsselsheimer die hilflosen Soldaten an.
Die folgenden Minuten gerieten zur menschenverachtenden Hetzjagd. Die Männer wurden geschlagen, getreten und schließlich ermordet. Ihre Namen sind fest mit diesem Ort verbunden:
• Elmore L. Austin
• William Dumont
• Norman Rogers
• John Sekul
• Haigus Tufenkjian
• Thomas D. Williams
Nur zwei der acht Soldaten überlebten:
• William Adams
• Eugene S. Brown
Die beiden konnten in einem Moment der Verwirrung entkommen. Sie überlebten – doch die Erinnerung an diesen Tag, an die Menschen, die ihre Kameraden töteten, blieb für immer.
Versöhnung und Erinnerung – Ein Schritt in die Zukunft
Sidney Eugene Brown kehrte 60 Jahre später nach Rüsselsheim zurück, um ein Zeichen gegen Unmenschlichkeit und für Vergebung zu setzen. Im Jahr 2016 wurde er als “Leuchtendes Vorbild” vorgeschlagen, um sein Engagement für Versöhnung zu würdigen.
Ein Mahnmal gegen das Vergessen
Das Mahnmal der Initiative Forum Urbanum ist nicht nur eine Erinnerung an das, was war – es ist eine Warnung für das, was nie wieder geschehen darf.
Krieg entmenschlicht. Hass entfesselt die dunkelsten Seiten in uns. Doch genau hier, wo einst blinde Wut über Vernunft siegte, erinnert dieses Mahnmal daran, dass wir aus der Vergangenheit lernen können.
Mögen wir niemals vergessen. Möge uns dieser Ort zur Menschlichkeit mahnen.