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Bär am Berliner Platz*

28. August 2017

Der Bär wurde im Gedenken an den Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 in Ost-Berlin aufgestellt. Fast demütig blickt uns der Bär entgegen. Die Straße, die zu ihm hinführt, ist die Berliner Straße und er steht auf dem Berliner Platz.
Seit 1962 erinnert der aus Basaltlava gefertigte Bär an die tragische Geschichte Berlins. Entworfen wurde er von Johannes Peschko und aus Stein gemeißelt von dem Darmstädter Künstler Ludwig Wälke.
Mit dem Berliner Viertel verbindet mich eine ganz besondere Zeit. In meiner Jugend hat ein sehr guter Freund die legendärsten Partys im Jugendhaus veranstaltet. Sie hatten immer den Charakter einer Hausparty, so wie man es als Teenie von US-Filmen her kannte. Auf den verschiedenen Etagen wurde getanzt, getrunken, geknutscht. Das war unser Hotspot, unser Szenetreff, ja, so war das mit 17.
15 Jahre später führte mich erneut eine Freundschaft in das Berliner Viertel. Hier habe ich damals mit einem Fotografenfreund beschlossen das Kreativkartell zu gründen. Die Zusammenarbeit hielt nur zwei Jahre. Allerdings war das der Ausgangspunkt für mich als Kreativnomade alleine weiterzuziehen.
20 Jahre nach der letzten Party im Jugendhaus führte mich der Freund, der einst hier die Partys veranstaltet hat, wieder ins Berliner Viertel. Diesmal sollte ich die Werbestrategie für „Das Burger Haus“ gestalten und seitdem gibt es den Opel Kapitän auf der Karte.

Von der in Stein gemeißelten „Verbundenheit mit Berlin nach außen hin“ (Main-Spitze, 24.10.1962) zum „Maskottchen des Berliner Viertels“ (Main-Spitze, 17.01.2015) – am Berliner Bären der Stadt Rüsselsheim am Main zeigt sich eindrücklich, wie sich die öffentliche Wahrnehmung eines Denkmals im Zuge der Zeit verändern kann (vgl. Schmoll 2005, 1). Die Aufstellung des Berliner Bären in Rüsselheim erfolgte im Jahr 1962, nachdem er zwei Jahre zuvor von der Stadt in Auftrag gegeben worden war (vgl. Denkmalkataster 1992). Am Donnerstag, dem 18. Oktober 1962, wurde der 70 Zentner schwere Bär aus der Darmstädter „Werkstätte für Denkmalkunst August Weiker“ nach Rüsselsheim transportiert und fand im Berliner Viertel am Danziger Platz seinen Standort (vgl. Darmstädter Echo, 18.10.1962; Rüsselsheimer Echo, 18.06.1969). Der Entwurf zum Denkmal stammte von Johannes Peschko, die Bearbeitung übernahm Ludwig Wälke. Beide Künstler waren Bildhauer aus Darmstadt (vgl. Darmstädter Echo, 18.10.1962). Die ungefähr 2,50 Meter hohe und 1,10 Meter breite Plastik kostete die Stadt Rüsselsheim seinerzeit 11.300 Mark (vgl. Erfassung 2002; Denkmalkataster 1992). In den Jahren vor der Aufstellung des Berliner Bären war die Lage in der jungen Bundesrepublik gespalten – einerseits hielt der wirtschaftliche Aufschwung der frühen 1950er-Jahre an, andererseits lastete auf allen die Furcht vor einem Dritten Weltkrieg. Die Traumata des Zweiten Weltkriegs waren noch längst nicht überwunden, geschweige den aufgearbeitet, und in Anbetracht der zwei Weltkriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und des andauernden Ost-West-Konfliktes wurde der damalige Frieden als sehr vorläufig und schnell brüchig empfunden (vgl. Schildt 2011, 34–41). Das geteilte Berlin galt sozusagen als „Frontstadt im Kalten Krieg“ (Flemming 2008, 28). Der Mauerbau im August 1961 hatte der ganzen Welt die reale Bedrohung noch einmal nachdrücklich vor Augen geführt. Während in Westdeutschland die Hoffnungen auf einem Gelingen der Bonner Republik ruhten – „Bonn ist nicht Weimar“ (Allemann 1956, zitiert nach Schildt 2011, 16), deklarierte der Osten seinen Berliner Sektor als Hauptstadt der DDR, was aus westdeutscher Sicht als Provokation und Verrat am Einheitsgedanken empfunden wurde. Das Aufstellen eines Berliner Bären in Rüsselsheim lässt sich als Solidaritätsadresse an alle Berliner in Ost und West verstehen und gleichzeitig als ein Zeichen des Widerstands gegen die aufoktroyierte Teilung. Was in Rüsselsheim geschah, war kein Einzelfall. Vielmehr wurde es zur gängigen Praxis in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit, Gedenksteine und Mahnmale für die ehemalige Hauptstadt Berlin aufzustellen (vgl. Otto 1981, 27). Der Berliner Bär von Rüsselsheim wurde aus einem Block schwarz-grauer Basaltlava gemeißelt. Zum Zeitpunkt seiner Aufstellung ruhte er auf einer schlichten Ziegelsteinsäule, die wiederum auf einem quadratischen, steinernen Podest stand. Bei der künstlerischen Gestaltung entschied man sich dafür, den Bären naturalistisch aussehen zu lassen und zugleich „blockhaft“ (Otto 1988, 56). Seine Umrisse wirken eher schemenhaft, dagegen wurde die Fellstruktur deutlich herausgearbeitet. Die Körperhaltung und der Gesichtsausdruck des Tieres haben etwas Trauriges und Wehmütiges, was zu der intendierten politischen Botschaft in den frühen 1960er-Jahren zu passen scheint. Während der Bär selbst auf Wohlwollen seitens der Bevölkerung stieß, wurde seine Säule bald zum Gegenstand öffentlichen Spottes. Sie erinnere an ein „Streichholz“, der Bär wirke durch sie wie ein zum Balancieren gezwungenes Zirkustier. Weder die Rüsselsheimer noch der Bär selbst seien zufrieden mit seiner Säule, hieß es (vgl. Main-Spitze, 03.11.1962). Daraufhin wurde später eine neue Säule für die Figur gefertigt, auf der sie bis heute steht. Frontal ist sie mit einer schmucklosen Tafel versehen, die die schlichte Aufschrift „Berlin“ trägt (vgl. Rüsselsheimer Echo, 19.06.1978; hierbei handelt es sich um die erste auffindbare Quelle, in der die erneuerte Säule sichtbar ist. Das Datum der tatsächlichen Neugestaltung war leider nicht auffindbar). Der Platz um das Denkmal herum war zunächst leer und frei zugänglich (vgl. Main-Spitze, 24.10.1962). Damit eignete er sich für Gedenkveranstaltungen, die jährlich am 17. Juni zur Erinnerung an den Volksaufstand in der DDR 1953 stattfanden. Von 1954 bis 1990 war der 17. Juni in Westdeutschland ein gesetzlicher Feiertag, an dem es sich in Rüsselsheim eingebürgert hatte, dass Vertreter der Stadt am Berliner Bären einen Blumenkranz niederlegten. Das Interesse der Bevölkerung schwand zwar mit der Zeit an dieser Veranstaltung, aber die Stadtregierung hielt bis in die 1980er-Jahre daran fest (vgl. Rüsselsheimer Echo, 18.06.1969, 19.06.1978, 18.06.1980, 18.06.1984). Zum ersten Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990, der den 17. Juni als gesetzlichen Feiertag ersetzte, wurde der Danziger Platz in Berliner Platz umbenannt (vgl. Hinweisschild am Straßenschild des Berliner Platzes in Rüsselsheim). Mit der Entscheidung für Berlin als Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands hatte der Bär praktisch seine alte politische Bedeutung verloren. Um ihn herum wurde eine üppige Grünanlage gelegt, in der er wie auf einer Oase zwischen der breiten Berliner Straße und einem dicht bebauten Wohnviertel dahinter steht. Bewundern kann man ihn heute nur noch aus der Distanz, berührbar oder zugänglich ist er nicht mehr (vgl. Denkmalkataster 1992, hier sind bereits Blumenkästen um das Denkmal herum aufgestellt zu sehen; Rüsselsheimer Echo, 03.07.2003.). Je länger die Zeit zurückliegt, in der Berlin noch geteilt und Bonn die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland war, desto mehr gewinnt der Berliner Bär von Rüsselsheim den Charakter eines Maskottchens oder eines beliebigen Verschönerungsobjektes im städtischen Raum. Der Bär hat sich damit vom Mahnmal und Gedenkort zu einem putzigen Aushängeschild des Berliner Viertels entwickelt (vgl. Rüsselsheimer Echo, 03.07.2003, 10.04.2010; Main-Spitze, 16.02.2006, 17.01.2015).

Text und Foto:  Marie Scheffler

 

Literatur  

Flemming, Thomas (2008). Die Berliner Mauer. Geschichte eines politischen Bauwerks. Berlin. Otto, Rudolf (1981). Baukräne über Rüsselsheim: 25 Jahre Stadtentwicklung (1950–75). Rüsselsheim. Otto, Rudolf (1988). Kunstdenkmäler und Kunst am Bau in Rüsselsheim. Rüsselsheim. Schildt, Axel (2011). Annäherung an die Westdeutschen. Sozial- und kulturgeschichtliche Perspektiven auf die Bundesrepublik. Göttingen. Schmoll, Friedemann (2005). Denkmal. Skizzen zur Entwicklungsgeschichte eines öffentlichen Erinnerungsmediums. Jahrbuch für deutsche und osteuropäische Volkskunde, 47, 1–16.

Quellen  

Denkmalkataster der Stadt Rüsselsheim (1992–1994). Kulturgegenstände der Stadt Rüsselsheim.

Manuskript. Rüsselsheim (Stadtverwaltung). Erfassung von Kunst im öffentlichen Raum Rüsselsheim, 2002.

Darmstädter Echo vom 18.10.1962 (Heimatverein Rüsselsheim 1905 e.V.).

Main-Spitze vom 24.10.1962, 03.11.1962, 16.02.2006, 17.01.2015 (Heimatverein Rüsselsheim 1905 e.V.).

Main-Spitze vom 29.12.2011 (Stadtarchiv Rüsselsheim).

Rüsselsheimer Echo vom 18.06.1969, 19.06.1978, 18.06.1980, 18.06.1984, 03.07.2003, 10.04.2010 (Heimatverein Rüsselsheim 1905 e.V.).

 


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    1 comment

  • Nasiha Berlinerin
    27. September 2022
    Reply

    Als gebürtige Berlinerin mit verzweigten Wurzeln nach Rüsselsheim, freut es mich zu entdecken, dass die Ursprünge der kreativen Momente in Verflechtung meiner Heimatstadt stehen. Obwohl der Anlass trist ist, mündet es in Posivitiät. -)–(-

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