
Rollwerk – Mehr als eine Skatehalle im Opel-Altwerk
Wer das Opel-Altwerk in Rüsselsheim betritt, spürt sofort den industriellen Puls vergangener Zeiten. Rost, Beton, weite Hallen – ein Ort, der Geschichten erzählt. Doch zwischen den stählernen Säulen und der Patina jahrzehntelanger Maschinenarbeit hat sich eine ganz andere Energie eingenistet: Das Rollwerk.
Ein Ort, der nach Freiheit riecht – nach Speed, nach Grind, nach urbaner Bewegung. Aber es ist nicht nur eine Skatehalle. Das Rollwerk ist ein Austragungsort. Ein Freiraum. Eine Bühne für Subkultur.
Zwischen Beton und Bewegung – Die Geburt eines Offspaces
Das Rollwerk ist nicht einfach ein weiteres Skateparadies. Es ist eine Vision. Ein Ort, an dem Jugendkultur sich entfalten kann – ohne Schranken, ohne elitäre Zwänge. Hier regieren nicht Regeln, sondern Leidenschaft.
Von außen noch eine alte Werkshalle – drinnen aber eine pulsierende Welt aus Rampen, Rails und kreativer Energie.Die Skate-Community hat hier nicht nur einen Platz zum Rollen, sondern auch zum Feiern, Ausstellen und Experimentieren. Denn das Rollwerk ist nicht nur Bewegung, sondern auch Begegnung.
24 Fenster – Kunst als Momentaufnahme der Stadt
An der Stelle des heutigen Rollwerks, an einem anderen Ort dieser riesigen Industriebrache, habe ich selbst ein künstlerisches Projekt realisiert – eine Live-Painting-Aktion mit Dr. Karin Mairitsch unter dem Titel „24 Fenster“, unterstützt vom Gewerbeverein Rüsselsheim.
Das Konzept war einfach, aber wirkungsvoll: Jedes Fenster ein Bild, jede Leinwand eine abstrakte Momentaufnahme der Stadt. Die großflächige Malaktion verwandelte den kargen Raum in ein lebendiges Kunstwerk – ein Symbol dafür, wie sich Räume durch Kreativität verändern können.



Es sind genau solche Aktionen, die das Opel-Altwerk zu mehr als nur einem ehemaligen Industrieareal machen. Es wird zum Resonanzraum für Künstler:innen, Skater:innen, Musiker:innen – für all jene, die urbane Kultur gestalten wollen.
Ein Café namens Horst & meine eigenen Kaffeepausen dort
Während meiner Zeit im Opel-Altwerk habe ich mir oft eine Pause im Café Horst gegönnt. Eine Art inoffizielle Künstlerkantine mitten im Skatepark. Der perfekte Spot, um eine Tasse Kaffee zu genießen, während um mich herum Tricks geprobt und Lines gefahren wurden.
Dieses Café war wie ein kleiner Zufluchtsort – ein Ort, an dem der Blick über die Skate-Rampen wanderte, während sich in Gesprächen neue Ideen für Ausstellungen, Kunstaktionen oder einfach das nächste gemeinsame Projekt entwickelten. Horst war nie nur ein Café. Es war ein Treffpunkt für Kreative, ein urbaner Mikrokosmos innerhalb dieser riesigen Industriehallen.
Die Zukunft des Rollwerks – ein Raum in Bewegung
Doch so sehr das Rollwerk seinen Platz in der Stadt gefunden hat, so unsicher ist seine Zukunft. Der Mietvertrag für die Halle A1 ist befristet. Danach? Ungewiss.
Was bleibt, ist die Hoffnung, dass dieser Ort weiter existieren darf – dass es in einer Stadt, die sich in Richtung Kulturstadt entwickelt, Platz für ein freies, unabhängiges Bewegungs- und Kunstzentrum gibt. Denn solche Orte sind keine Selbstverständlichkeit. Sie sind Möglichkeitsräume, die viel zu oft verschwinden, wenn Investoren plötzlich eine neue Idee für ein Areal haben.
Doch die Community ist laut. Die Stadt hat Unterstützung signalisiert. Und wenn es eines gibt, das Skateboarder:innen und Künstler:innen gemeinsam haben, dann ist es die Fähigkeit, sich an neue Bedingungen anzupassen, zu improvisieren – und nie den Drive zu verlieren.
Rollwerk erleben
Ob als Skater:in, als Zuschauer:in, als Kaffeetrinker:in oder einfach als jemand, der urbane Offspaces schätzt – das Rollwerk sollte man erlebt haben, solange es noch da ist.
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