freiraum f3

freiraum f3 – Ein Offspace für Kunst und Begegnung

Alles begann mit einem Gedanken über Freiheit. In einem Gespräch mit Dr. Karin Mairitsch, Künstlerin, Kuratorin und ehemalige Leiterin des Eigenbetriebs Kultur123 in Rüsselsheim, diskutierte ich über die Grenzen der Freiheit und die Frage, ob sie überhaupt existiert. Uns wurde klar: Kunst ist eine Form der Freiheit – aber auch sie existiert nur innerhalb von Räumen, die ihr gegeben werden.

So entstand im September 2021 die Idee zu einem offenen Kunstraum, einem Ort, an dem künstlerische Prozesse sichtbar werden: der freiraum f3. In einem ehemaligen Ladenlokal in der Frankfurter Straße 3, mit großen Glasfronten, die den kreativen Prozess für alle Passanten sichtbar machen, fand das erste Projekt statt – eine Live-Painting-Aktion unter dem Titel „10 Meter Freiheit“, die ich gemeinsam mit Dr. Karin Mairitsch realisierte.

Ein Ort mit Geschichte: Das Haus von Wilhelm Sturmfels

Der Standort des heutigen freiraum f3 hat eine tiefere historische Bedeutung. An dieser Stelle befand sich einst das Haus von Wilhelm Sturmfels, einem bedeutenden Historiker und Heimatforscher. Sturmfels war Gründer des Rüsselsheimer Heimatvereins und setzte sich intensiv für die Bewahrung der lokalen Geschichte ein. Seine Forschungen und Publikationen trugen maßgeblich zur Dokumentation der Stadtgeschichte bei und beeinflussten das historische Bewusstsein Rüsselsheims bis heute.

Wilhelm Sturmfels war bekannt für sein Engagement in der Denkmalpflege und sein Interesse an den kulturellen Wurzeln der Region. Sein Wirken zeigt, wie essenziell es ist, Geschichte nicht nur zu bewahren, sondern sie aktiv in die Gegenwart einzubringen – eine Philosophie, die sich auch im freiraum f3 widerspiegelt. Indem hier heute künstlerische Prozesse öffentlich sichtbar gemacht werden, wird der Ort erneut zu einem Raum des kulturellen Austauschs und der Reflexion.

Ein Raum für Experimente und Kunstresidenzen

Seitdem hat sich der freiraum f3 zu einem zentralen Ort für Kunstschaffende entwickelt. Die Stadt Rüsselsheim stellt den Raum als Künstlerresidenz zur Verfügung – ein Experimentierfeld für Malerei, Performance, Theater und Kunstforschung. Hier können Künstler:innen für eine begrenzte Zeit arbeiten, ihre Projekte präsentieren und mit der Öffentlichkeit in Dialog treten.

Besonders spannend ist die offene Struktur des Raumes: Die große Schaufensterfront erlaubt einen direkten Blick auf das Geschehen. Kunst wird nicht hinter Museumsmauern versteckt, sondern zu einem öffentlichen Prozess, der sich im Austausch mit der Stadtgesellschaft entfaltet.

Tatorte – Kunst gegen Gewalt an Frauen

Auch ich war hier Teil einer Gruppenausstellung„Tatorte“, eine Ausstellung, die sich mit Gewalt gegen Frauenauseinandersetzte. Mein Beitrag war eine Fotoreportage, die ich zur Performance von Barbara Hennig Marquesrealisierte – eine Künstlerin, deren Arbeiten sich oft mit sozialen und politischen Fragestellungen befassen.

Barbara Hennig Marques ist eine Schweizer Künstlerin, die sich mit den Themen Körper, Identität und Erinnerungauseinandersetzt. Ihre Arbeiten verbinden Performance, Tanz und bildende Kunst und untersuchen, wie sich gesellschaftliche Strukturen in unseren Körpern einschreiben. In ihren Performances konfrontiert sie das Publikum mit realen Geschichten, oft basierend auf biografischem Material oder historischen Bezügen.

Die Performance, die ich fotografisch dokumentierte, war intensiv, bewegend – eine eindringliche körperliche Auseinandersetzung mit Gewalt und deren Spuren, die sie in uns hinterlässt. Es war eine der Arbeiten, die sich nicht nur visuell, sondern auch emotional im Raum verankerten.

Kunst sichtbar machen – freiraum f3 als gesellschaftlicher Resonanzraum

freiraum f3 ist mehr als ein Offspace – es ist ein sozialer Resonanzraum, in dem Kunst, Öffentlichkeit und Gesellschaft miteinander in Verbindung treten. Durch Projekte wie „Tatorte“ oder experimentelle Residenzen wird Kunst nicht nur gezeigt, sondern diskutiert, hinterfragt und weitergedacht.

Es ist genau dieser freie, offene Zugang, der den freiraum f3 so besonders macht: ein Raum, der nicht nur für, sondern mit der Stadt existiert. Ein Ort, der den Dialog zwischen Kunst und Gesellschaft ermöglicht – direkt, sichtbar, ungeschönt.


Bisherige Residenzen freiraum f3

2021
– Sam Khayari und Karin Mairitsch – Live-Painting „10 Meter Freiheit“ (09/2021)
– Kunstkollektiv „club d’art percevant“ (10/2021 – 01/2022)

2022
– Charlotte Bauer, Bildende Künstlerin/Stuckateurin (04 – 06/2022)
– Daria Kolesnyk, Malerin (06 – 07/2022)
– Tamara Dauenhauer, Performancekünstlerin (07/2022)
– The Arts Club / Lisa Rost (08/2022)
– Davide Herrera, Bild- und Performancekünstler (09 – 10/2022)
– Künstlerinnengruppe Pentimenti (10/2022)
– Künstlerkollektiv Albrecht Knöss Pfeifer (11/2022 – 01/2023)

2023
– Christian Bihn / Projekt „setz dich“ (01 – 02/2023)
– Daria Lavetska, Malerin (03 – 04/2023)
– Emanuel Heim, Maler (05/2023)
– Jugendarbeit Innenstadt, Kunstforschung (06/2023)
– German Siedler/CesarOne, Graffiti-Werkstatt (07 – 08/2023)
– Theater 3D – Projekt „Good News“ (09/2023)
– Christian Bihn – Projekt „DINGS BUMS“ (10/2023)
– Künstlerinnengruppe Pentimenti (10 – 11/2023)
– Daria Kolesnyk, Malerin (11/2023 – 01/2024)

2024
– Kim Kibler, Kunstforschung (01 – 02/2024)
– Elias Khani Alemouti (02/2024 – 03/2024)
– Malkasten, Eberts-Schad & Sajnovits (04/2024)
– Gabriele Sehn, Malerin (04/2024)
– Theater 3D, Projekt „Jetzt DU!“ / Teil 1 (05/2024)
– Lisa und Julia Rost, Textilkunst (05 – 07/2024)
– Theater 3D – Projekt „Jetzt DU!“ / Teil 2 (09/2024)
– Künstlervereinigung Malkasten e.V., verschiedene Projekte (10/2024)
– LU CHILD, Malerin (11/2024)
– Lilly Marie Wiesner – Projekt „Dunkelziffer“ (11/2024)

Ein lebendiger Ort für künstlerischen Austausch

Der freiraum f3 ist mehr als ein Atelier oder eine Galerie. Er ist ein dynamischer Offspace, in dem Kunst lebt, wächst und sich entfaltet. Hier wird nicht nur ausgestellt, sondern geschaffen – in einem Raum, der Offenheit atmet und künstlerische Grenzen auslotet. Künstler*innen aus den unterschiedlichsten Disziplinen haben hier bereits gearbeitet und mit ihren Projekten den Stadtraum bereichert.

Für mich als *Kreativnomade* ist dieser Ort ein Symbol für das, was Kunst sein sollte: frei, offen und immer im Dialog mit den Menschen. Der freiraum f3 bleibt ein Experiment – und genau das macht ihn so wertvoll.


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