ENSEMBLE HOLBEINSTR

Hans Holbein in Bronze – Kunst als neuer Nachbar in der Holbeinstraße

Manche Orte verändern sich, wenn Kunst in den öffentlichen Raum tritt. Ein einst unscheinbarer Platz zwischen Wohnhäusern wird zu einer Begegnungsstätte, einer Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. In der Wohnanlage Holbeinstraße 3 – 7 ist genau das geschehen – und zwar 2020 mit einer skulpturalen Installation des Künstlers Jan Thomas aus Halle/Saale.

Jan Thomas ist bekannt für seine Arbeiten im Bereich der Kunst am Bau und seine Auseinandersetzung mit Kunstgeschichte. Seine Werke verbinden historische Bezüge mit zeitgenössischer Formsprache, oft mit einem spielerischen Blick auf klassische Ikonografie. Seine Installationen finden sich im gesamten deutschsprachigen Raum und zeichnen sich durch die Verbindung von figürlicher Darstellung und architektonischen Elementen aus.

Seine Installation in der Holbeinstraße nimmt direkten Bezug auf den berühmten Renaissance-Maler Hans Holbein den Jüngeren, der durch seine detailreichen Porträts und seine enge Verbindung zur Tudor-Zeit bekannt wurde.

Eine Begegnung mit Holbein – in Bronze

Im Zentrum des Kunstwerks steht eine Bronze-Büste von Hans Holbein, eine freie Interpretation des Künstlers, da nur eine historische Zeichnung Holbeins Gesicht dokumentiert. Um ihn gruppieren sich skulpturale Elemente, die ikonische Details aus seinen Gemälden aufgreifen:

Ein überdimensionales Eichhörnchen, das in seinen Pfoten einen kleinen Dämon hält – eine typische Darstellung der Renaissance, die den Glauben an Schutzsymbole widerspiegelt.

Ein Greif, ein kraftvolles Symbol von Macht und Weitsicht, das oft in höfischen Gemälden auftauchte.

Eine Chimäre in Form einer Meerkatze, die die Vorliebe der Renaissance für hybride Wesen und Fantasiedarstellungen zeigt.

Zusätzlich sind Porträts aus seinen Vorzeichnungen als Bronzereliefs in den Boden eingelassen. Diese gestalterische Ebene verwebt die Historie mit der Gegenwart und lädt dazu ein, sich auf Holbeins Werk einzulassen – nicht als reine Reproduktion, sondern als künstlerische Neuinterpretation.

Ein öffentlicher Raum mit neuer Identität

Wo früher nur eine ungenutzte Fläche war, ist nun ein Platz entstanden, der den Namen der Straße mit einer greifbaren Bedeutung versieht. Die Anwohner haben sich durch das Kunstwerk intensiver mit Holbein und seiner Zeit auseinandergesetzt und ihn so als Teil ihres Lebensraums aufgenommen.

Diese Installation ist Teil des Kunstwettbewerbs „Malerviertel“, der darauf abzielt, historisch bedeutende Künstler auf kreative Weise in das Stadtbild zu integrieren. Kunst am Bau soll hier nicht nur schmückendes Element sein, sondern einen direkten Bezug zur Umgebung schaffen und den Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart fördern.

Mit dieser Arbeit setzt Jan Thomas einmal mehr seine künstlerische Handschrift um: eine Mischung aus historischer Reflexion, figurativer Detailarbeit und einem tiefen Verständnis für die Wirkung von Kunst im öffentlichen Raum.

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