






Offspace Haßloch-Nord – Eine Freiluftgalerie im Wandel
Kunst im öffentlichen Raum entsteht oft zufällig – oder sie wird bewusst gefördert, um urbane Räume neu zu definieren. Haßloch-Nord ist ein Beispiel für Letzteres. Was 1993 als Kunst am Bau-Projekt begann, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem ambitionierten Wettbewerb und ist heute auf sechs Kunstwerke angewachsen. Eine weitere Freiluftgalerie in Rüsselsheim, die nicht nur die Wohnumgebung künstlerisch aufwertet, sondern auch einen spannenden Dialog zwischen Kunst und Stadtgeschichte eröffnet.
Hinter dieser Initiative steht die gewobau Rüsselsheim, die als Wohnungsbaugesellschaft über die Jahrzehnte nicht nur für Wohnraum, sondern auch für die Integration von Kunst im Quartier verantwortlich zeichnet. Die Idee, Kunst im Stadtraum sichtbar zu machen, war von Anfang an Teil des Konzepts: Die einzelnen Werke sollten sich in das Malerviertel mit seinen nach Künstlern benannten Straßen einfügen und einen direkten Bezug zu diesen Persönlichkeiten schaffen.
Ein Rundgang durch das Malerviertel – Kunst trifft Geschichte
Im Rahmen des Rüsselsheimer Kultursommers bietet die gewobau regelmäßig geführte Spaziergänge zu den Kunstwerken an. Diese Rundgänge zeigen, wie sehr sich das Projekt über die Jahre entwickelt hat. Bei einem dieser Rundgänge wurden die Teilnehmer von Karl-Heinz Becker, dem Vorsitzenden des Kunstvereins Rüsselsheim, und Dr. Peter Forster vom Landesmuseum Wiesbaden begleitet, die mit Anekdoten und kunsthistorischen Hintergründen die Verbindung zwischen Kunst und Stadtgeschichte verdeutlichten.
Die Route führt durch das Viertel und macht an sieben markanten Kunstwerken halt:
Balkonien (Lenbachstraße)
Ein spielerisches Werk, das sich mit der Architektur des Viertels auseinandersetzt und den Wohnraum symbolisch nach außen erweitert.
Die Wendemaler (Käthe-Kollwitz-/Ernst-Barlach-Straße)
Ein früheres Kunstwerk, das den Übergang zwischen verschiedenen Kunstrichtungen thematisierte.
Holbein-Büste (Holbeinstraße)
Eine Hommage an den Renaissance-Maler Hans Holbein d. J., der als Porträtmaler europäische Kunstgeschichte prägte.
Kopfskulpturen von Nanna und Anselm Feuerbach (Feuerbachstraße)
Zwei beeindruckende Skulpturen, die den Künstler Anselm Feuerbach und die Muse und Geliebte von würdigen – Feuerbach, bekannt für seine mythologischen Gemälde, ist Namensgeber dieser Straße.
Weiterreichen (Westfassade, Lucas-Cranach-Straße)
Ein künstlerischer Blick auf das Thema Austausch und Tradition – passend zum Viertel, das sich über die Jahre immer wieder neu erfunden hat.
Der Brief (Ostfassade, Adolf-von-Menzel-Straße 6-10)
Ein Werk, das auf ein Kernthema künstlerischer Kommunikation verweist: das schriftliche Wort als Träger von Emotion, Geschichte und Erinnerung.
Spitzwegsäule ( Spitzwegstraße 1-3-5)
Das jüngste Werk, eine Collage aus Spitzwegs bekanntesten Werken
Ein Offspace, der wächst
Der Offspace Haßloch-Nord zeigt eindrucksvoll, wie Kunst den Stadtraum verändern kann. Was als einzelne Kunst-am-Bau-Projekte begann, ist heute eine zusammenhängende Freiluftgalerie, die historische Kunst mit modernen Interpretationen verknüpft. In einem Viertel, das oft nur als reines Wohngebiet wahrgenommen wird, entsteht ein kultureller Raum, der sich ständig weiterentwickelt.
Durch die Initiative der gewobau bleibt dieser Ort lebendig – und wer weiß, vielleicht wächst die Sammlung in den kommenden Jahren weiter. Denn Offspaces entstehen oft aus dem Zufall, aber sie bleiben durch Engagement und eine Vision erhalten.
Weitere Informationen: gewobau Rüsselsheim