BEZIEHUNGSLANDSCHAFT

Eine Beziehungslandschaft – Anselm Feuerbach und Nanna im Malerviertel

Im Malerviertel von Rüsselsheim ist erneut ein Kunstwerk entstanden, das nicht nur den öffentlichen Raum bereichert, sondern auch einen Dialog zwischen Geschichte, Kunst und Alltag eröffnet. „Der Maler Anselm Feuerbach und sein Modell Nanna – Eine Beziehungslandschaft“ ist der Titel der Installation von Caro Suerkemper, die nun auf der Grünfläche an der Feuerbachstraße 46-48 ihren Platz gefunden hat.

Feuerbach, einer der bedeutendsten deutschen Maler des 19. Jahrhunderts, ist bekannt für seine monumentalen Historienbilder, aber auch für die intime, künstlerische Beziehung zu seinem Modell Nanna Risi, die viele seiner Werke inspiriert hat. Suerkemper greift diese Verbindung auf und transformiert sie in ein skulpturales Ensemble, das nicht nur zwei Köpfe zeigt, sondern eine gesamte Landschaft formt, in der sich Kunst und Natur vereinen.

Von der Idee zur Skulptur

Die Künstlerin, die in Berlin lebt und arbeitet, wurde im Rahmen des Kunstwettbewerbs „Malerviertel Haßloch-Nord“ mit der Umsetzung des Projekts beauftragt. Ihre Idee: Eine landschaftliche Gestaltung mit zwei sanften Erdhügeln, auf denen die überlebensgroßen Büsten von Feuerbach und Nanna thronen.

Die Skulpturen wurden in aufwendiger Handarbeit aus Marmorguss und Glasermatten gefertigt. Die Büste von Feuerbach misst beeindruckende 120 x 120 x 120 cm und wiegt rund 400 kg, während das Gesicht von Nanna mit 60 x 100 x 120 cm und einem Gewicht von 200 kg etwas kleiner gehalten ist. Suerkemper modellierte beide Figuren zunächst in Ton in ihrem Atelier in Berlin, bevor sie in einer bayerischen Gießerei in ihre endgültige Form gegossen wurden.

Am 6. August trafen die Skulpturen in Rüsselsheim ein und wurden mit schwerem Gerät an ihren Bestimmungsort transportiert. Mehrere Kubikmeter Mutterboden formten die Erhebungen, in die stabile Betonfundamente eingelassen wurden, um die Werke sicher zu verankern.

Kunst im Malerviertel

Die Installation ist Teil der fortlaufenden Kunst-am-Bau-Projekte der gewobau, die mit Kunstwerken das Malerviertelsichtbar mit den Persönlichkeiten verbindet, nach denen die Straßen benannt sind. Ziel ist es, die Identifikation der Bewohner mit ihrem Stadtteil zu stärken und den öffentlichen Raum als lebendigen Kulturraum zu gestalten.

Die gewobau Rüsselsheim, als kommunales Wohnungsunternehmen, setzt sich seit Jahren dafür ein, mit künstlerischen Interventionen das Stadtbild aufzuwerten. Der Juryvorsitzende Karl-Heinz Becker (Kunstverein Rüsselsheim) lobte besonders die ästhetische und räumliche Wirkung von Suerkempers Arbeit, die über das rein Skulpturale hinausgeht und mit ihrem Titel eine poetische Ebene schafft.

Ein wachsendes Kunstwerk

Nach der Installation bleibt die Grünfläche für einige Wochen abgesperrt, um das Anwachsen des Grases zu ermöglichen. Danach wird das Kunstwerk öffentlich zugänglich sein – nicht als unantastbares Denkmal, sondern als Einladung zum Verweilen, Entdecken und Auseinandersetzen mit Feuerbach, seiner Kunst und seiner Muse Nanna.

Mit „Eine Beziehungslandschaft“ hat Caro Suerkemper ein Werk geschaffen, das Vergangenheit und Gegenwart verbindet – ein weiteres Kapitel in der Geschichte des Malerviertels als lebendiges Kunstquartier.

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