KÜNSTLERVEREINIGUNG MALKASTEN

Malkasten Rüsselsheim e. V. – Sieben Jahrzehnte Kunst und Kreativität

Rüsselsheim mag vielen als Stadt der Automobilindustrie bekannt sein, doch inmitten von Stahl und Innovation hat sich seit über 70 Jahren ein kreatives Zentrum gehalten: der Malkasten Rüsselsheim e. V.. Gegründet 1946, in einer Zeit des kulturellen Wiederaufbaus, hat sich dieser Verein zu einer der bedeutendsten Künstlergemeinschaften der Region entwickelt – ein Ort, an dem Malerei, Druckkunst, Skulptur, Kalligrafie und viele weitere Ausdrucksformen aufeinandertreffen.

Von den Anfängen bis zur etablierten Kunstszene

Der Malkasten wurde unter anderem von August Schilling, Aloys Britz und Diether Ritzert ins Leben gerufen – letzterer sollte später als Nachexpressionist internationale Anerkennung erlangen. Bereits im November 1946 fand die erste Ausstellung im damaligen Realgymnasium statt. Seitdem treffen sich die Mitglieder dienstagabends, ein Ritual, das bis heute gepflegt wird und den kreativen Austausch zwischen Künstlern fördert.

Doch nicht nur die bildende Kunst war ein wichtiger Bestandteil des Vereinslebens: Die berühmten Malkasten-Fastnachtsbälle, die bis in die 1970er Jahre fester Bestandteil der Untermainer Kulturszene waren, kombinierten künstlerische Gestaltung mit ausgelassener Festkultur.

1955 änderte sich die Vereinsstruktur: Nun konnten nur noch aktive Künstler Mitglied werden. Namen wie Max Seifert, Aloys Britz, Heinz Langer und Willi Seipp prägten die neue Ära des Malkastens.

Mit der Bereitstellung eines ersten Ateliers in der Parkschule 1956 begann eine Phase intensiver künstlerischer Produktion. Der Malkasten etablierte sich als Kulturträger der Stadt, und durch regelmäßige Jahresausstellungen an Orten wie dem Heimatmuseum, dem Adlersaal, der Stadthalle und später den Opelvillen wurde das künstlerische Schaffen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Heute befinden sich die Atelierräume des Malkastens im Landrat-Harth-Heim in der Darmstädter Straße 101, wo die Mitglieder gemeinsam arbeiten, experimentieren und sich austauschen können.

Ein Verein im Wandel – neue Techniken, neue Ausdrucksformen

Die 1970er und 80er Jahre waren von künstlerischer Expansion geprägt. Neben Malerei und Zeichnung fanden nun auch Batik, Keramik, Seidenmalerei und Schmuckgestaltung Eingang in den Verein. Die Kunsthandwerkermärkte in der Rüsselsheimer Festung und im Stadtpark, die aus diesen neuen Ausdrucksformen entstanden, sind bis heute überregional bekannt und fester Bestandteil des kulturellen Kalenders. Organisiert werden sie von der Werkkunstgruppe des Malkastens, die sich handwerklichen und angewandten Kunstformen widmet.

Die „Malfreizeiten“ der 70er und 80er Jahre führten die Mitglieder nach Frankreich und Italien, wo sie sich von neuen Landschaften und Lichtverhältnissen inspirieren ließen.

1998 wurde in Zusammenarbeit mit dem Kunstraum Opelvillen die Kinderkunstwerkstatt „KuK“ gegründet. Unter der Leitung von Uwe Wenzel und später Sabine Pillwitz-Schaum wurde hier generationsübergreifend gearbeitet, eine Philosophie, die sich bis heute im Malkasten widerspiegelt: Kunst soll nicht nur gezeigt, sondern auch gefördert werden.

Mit der Wiedereröffnung der Opelvillen 2003 ergab sich ein neues Ziel: die künstlerische Begleitung der dortigen Ausstellungen durch eigene Werke in der Schleuse – ein spannender Dialog zwischen historischem Raum und zeitgenössischer Kunst.

Neue Räume für neue Kunst

Der Malkasten ist weiterhin auf Wachstum und Wandel ausgerichtet. Neben den bestehenden Atelier- und Ausstellungsräumen wird der Verein künftig zweimal im Jahr für etwa drei Wochen den f3 Kunstraum in der Frankfurter Straße bespielen. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für experimentelle Formate, interdisziplinäre Projekte und eine noch engere Verbindung zwischen Künstlern und Öffentlichkeit.

Zusätzlich zu diesen temporären Präsentationen gibt es feste Gemeinschaftsausstellungen der Malkastenmitglieder, die mindestens zweimal jährlich in der Rathausrotunde und einmal in der Schleuse der Opelvillen zu sehen sind. Diese regelmäßigen Ausstellungen ermöglichen einen Einblick in die Vielfalt der künstlerischen Handschriften innerhalb des Vereins.

Gegenwart und Zukunft – Vielfalt als künstlerische DNA

Heute zählt der Malkasten 43 Mitglieder, und mit jeder neuen Generation von Künstlerinnen und Künstlern wächst das Spektrum der Ausdrucksformen. Druck, Collage, Sprühtechnik, Kalligrafie, Fotografie, digitale Bildbearbeitung, plastisches Gestalten, Installationen und Performance – der Verein ist lebendig und offen für Experimente.

Die Kalligrafiegruppe, gegründet 2004, widmet sich der Schriftkunst in monatlichen Treffen und organisiert Workshops mit professionellen Dozenten, um die feine Kunst des Schreibens weiterzugeben.

Seit 2006 ist der Malkasten zudem fester Bestandteil des Kultursommers der Stadt Rüsselsheim, und mit Ausstellungen in der Rathausrotunde und der „Galerie auf Zeit“ bleibt er ein wichtiger Akteur der regionalen Kunstszene.

Ein kreatives Herzstück Rüsselsheims

Der Malkasten Rüsselsheim ist weit mehr als ein Verein – er ist eine Institution, die seit über sieben Jahrzehnten Künstlerinnen und Künstler inspiriert, vernetzt und ihnen eine Plattform bietet. Seine Geschichte zeigt, wie Widerstandskraft, Gemeinschaft und die Liebe zur Kunst auch in wirtschaftlich geprägten Städten ihren festen Platz finden.

Die Bilder, Installationen und Kunstwerke, die hier entstehen, erzählen Geschichten von Tradition und Wandel, von Handwerk und Innovation – und laden dazu ein, Rüsselsheim nicht nur als Industriestandort, sondern als Stadt der Kunst zu entdecken.

Mehr Infos gibt es natürlich im Netz

https://www.malkasten-ruesselsheim.de

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